Tennis mit „Zoigl-Breaks“, „gleenen Gaffebausen“ und „Rakety“

Spieler aus drei Regionen Mitteleuropas in Mitterteich

Raketa heißen bei den tschechischen Tennisspielern die Schläger, wobei das besser
auf die oft raketenartig geschlagenen Bälle zutrifft. Die Verständigung auf dem Platz funktioniert aber meist über die im Tennissport üblichen englischen Begriffe.

Und trotzdem war der Dialekte- und Sprachenmix auf den Mitterteicher Tennisplätzen
und im Clubhaus am letzten Augustwochenende recht ideenreich: Aber ob sich Begriffe wie „Zoigl-Break“ oder „Gaffebause“  für die Pausen zwischen den Sätzen in die internationale Turniersprache einbürgern werden, muss man eher bezweifeln.

Sprachprobleme hatten die Tennisspieler aus dem sächsischen Radeberg, dem mittel-böhmischen Nymburk und dem oberpfälzischen Mitterteich in den letzten 25 Jahren
sowieso noch nie. Das jährlich reihum gehende Wochenend-Turnier fand heuer in Mitterteich statt. Bei wechselhaftem Wetter standen sich Dutzende von immer neu kombinierten Doppelpaarungen gegenüber. Dabei spielten Nationalität, Sprache, Alter, Geschlecht oder Leistungs- und Handicapklasse keine Rolle. Sportlichen Ehrgeiz gab es natürlich auch, viel wichtiger war jedoch bei Routiniers wie bei Hobby-Spielern der gemeinsame Spaß.

Das Treffen fand heuer zum 25. Mal statt.  Zwischen den Tennisclubs aus Nymburk unweit Prag, aus Radeberg bei Dresden und aus Mitterteich besteht seit 1990 eine Partnerschaft. Damals hatte sich auf Initiative der Radeberger sechs Wochen nach dem Mauerfall eine grenzübergreifende Tennisfreundschaft entwickelt. Die Sachsen, damals noch eine Sportgemeinschaft innerhalb eines DDR-Kombinats, brachten ihre Kontakte seit 1965 zu einem Club im tschechischen Nymburk ein. Seitdem trifft man sich jährlich zum Saisonende zu einem Turnier. Beim jetzigen Treffen waren gleich vier Generationen dabei: Der älteste Teilnehmer war die Nymburker Sportlegende Standa Randa, er war als Doppelpartner immer wieder gefragt. Die jüngsten Teilnehmerinnen ersetzten die „rakety“ durch Eimer und Schaufel: Ein Beachvolleyplatz gibt einen paradiesischen XXL-Sandkasten ab.

Gäste und Gastgeber nutzten noch weitere sportliche Angebote, so die Tennishalle, den clubeigenen Beachvolleyplatz, das Freibad oder das Radwegenetz im Stiftland. Der gesellige Teil war geprägt von Erfahrungsaustausch, Fachsimpelei, Plaudereien und Rückblicken. Der Kontakt blieb auch deswegen immer lebendig, weil sich einige Familien angefreundet haben.
Für die Gastgeber bedankte sich Vorstandsmitglied Friedrich Wölfl für das Kommen. Er blickte auf einige - heute kaum noch zu verstehende - Episoden aus den Anfängen der Partnerschaft zurück. Dass man jetzt 25 Jahre die Kontakte gehalten habe, sei keine Selbstverständlichkeit: „Die drei Clubs dürfen sich ein bisschen auf die Schultern klopfen: Das war auf allen Seiten kein Strohfeuer im ersten Eifer der friedlichen und samtenen Revolutionen 1989/1990, sondern wurde eine stabile Partnerschaft. Insofern sind die Treffen auch ein Beitrag bei allen Bemühungen, in Mitteleuropa sportliche und private Kontakte über Grenzen und Sprachen hinweg zu halten.“
Beim Abschied bedankten sich die Vertreter der Gäste, Eberhard Rudolph und Dr. Bogan Sedlaty, für die herzliche und zuvorkommende Gastfreundschaft. Die Radeberger Delegation lud zum nächsten Turnier 2015 auf ihre Anlage ein. Die Zusagen der befreundeten Vereine kamen prompt - und lassen auf ein Fortbestehen der Turniere hoffen.

Rund 30 Tennisspielerinnen und -spieler aus Sachsen, Mittelböhmen und Bayern beim diesjährigen „Drei-Länder-Turnier“ in Mitterteich: Diese Bezeichnung stammt zwar noch aus der DDR-Zeit, passt aber auch heute: Die Clubs aus drei Regionen im Herzen Europas halten ihre Kontakte jetzt schon ein Vierteljahrhundert.

 

Diese Urkunde bestätigt den drei Clubs das Jubiläum der Partnerschaft. In eine Landkarte eingefügt sind Kopien der ersten - nunmehr fast zeitgeschichtlichen - Dokumente dieser ungewöhnlichen Freundschaft, so z. B. der erste Brief aus Radeberg vom Dezember 1989 und ein Telegramm aus Nymburk aus dem Jahr 1990.

 

 

 

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